So wird 2024: Alle sprechen von der Krise im Onlinehandel. Ich spreche von den Chancen.

2024 - das wird das Jahr für den Onlinehandel bringen

[Editorial] Bevor wir über das Jahr 2024 sprechen, müssen wir einen kurzen Blick auf das Jahr 2023 werfen. Es wird als Krisenjahr wahrgenommen. Nicht in meiner Welt.

Im Jahr 2023 hat sich bestätigt, was ich Unternehmern immer rate: Ruhe dich nicht auf dem Status quo aus, denke über den Tellerrand hinaus, verlasse regelmäßig deine Komfortzone, sei innovativer und mutiger als deine Wettbewerber. Stelle deine Prozesse immer wieder auf den Prüfstand, hinterfrage ständig deine Beziehungen zu Lieferanten und Kunden, sei kritisch gegenüber deinen Produkten und suche immer nach besseren Lösungen für deine Kunden. Handle strategisch und folge nicht blind jedem Trend.

2024 wird wieder ein Jahr voller Möglichkeiten sein. Aber all jene E-Commerce-Unternehmer, die eine Grundregel des Unternehmertums missachten, werden in Schwierigkeiten bleiben oder geraten: Wer Geschäfte macht, muss auch Geld verdienen. Wer sich nur auf den Preiswettbewerb konzentriert und dabei vergisst, der Beste zu sein – das beste Produkt und das beste Kundenerlebnis zu bieten -, wird nicht zu den Gewinnern gehören. Qualität, exzellente Problemlösungen und eine starke Marke sollten im Vordergrund stehen, nicht der billigste Preis.

Höre auf der Billigste zu sein und fange an der Beste zu werden.

Andreas Frank, SELR

Für 2024 ist es einfach, zu den Gewinnern zu gehören. Die Mehrzahl der Unternehmer wird ernst einmal jammern und dann unendlich lange darüber diskutieren und nachdenken, wie sie eventuell auf einem brüchigen Fundament etwas reparieren oder aufbauen, was halt auch wieder nur wacklig sein kann.

Es gibt immer Krisengewinner. Überlege, welche Produkte wann und von wem nachgefragt werden. Überlege, welche Zielgruppen nicht von der Krise betroffen sind, was diese kaufen und wie du dich darauf einstellen kannst.

Denke dein Unternehmen neu. Fange an, alle Marketinginstrumente effektiv zu nutzen. Produkt, Preis, Distribution, Personal und Kommunikation sind die fünf Säulen des Marketings. Und nicht nur PPC, wie das gerne von irgendwelchen Beratern propagiert wird, die keine wirkliche Marketing-Expertise haben. Werbung, insbesondere PPC, ist nur ein Teil des Marketings.

Wenn du das falsche Produkt an die falsche Zielgruppe in der falschen Region und Qualität auf den falschen Kanälen verkaufst, wird dir auch das größte PPC-Budget nicht helfen.

2024 wird das Jahr der Marke

Marken sind das Gold im eCommerce. Händler, die bisher hauptsächlich Handelsware verkauften, werden richtig böse leiden. Mein Rat an alle Handelswarenverkäufer: Entwickle eigene Produkte und Marken. In 2023 habe ich wieder einmal ein so tolles Beispiel eines Händlers erlebt, der endlich nach Jahren der Diskussionen diesen Weg ging und voller Freude und guter Zahlen durchs Krisenjahr 2023 kam. Wer meinen Vortrag zusammen mit Markus Pfänder auf der Nexus in Leipzig vor Jahren zum Thema Handelsware vs. Eigenmarken ernst nahm und diese Entwicklung angestoßen hat, der lieferte auch in 2023 gute Zahlen.

Kleiner Einschub: Irgendwas aus dem China-Regal nehmen und ein fancy Logo draufkleben, das ist keine eigene Marke, das ist Kindergarten. Eine eigene Marke aufzubauen bedeutet immer auch eine eigene Produktentwicklung oder Produktoptimierung. Man muss das Rad nicht neu erfinden, aber bitte nicht irgendein weiteres ausgelutschtes MeToo-Produkt auf den Markt bringen und sich dann nächstes Jahr bei mir beschweren, dass das mit der eigenen Marke auch nicht funktioniert. Zudem können Temu und Shein diese Billig-Billig-Produktbereiche sowieso besser.

Was wird sich in 2024 erledigen?

Ganz klar die Themen Dropshipping und OA (Online Arbitrage). Wobei für mich beide Bereiche eher das Bahnhofsviertel des Onlinehandels sind. Weit weg vom ernsthaften Unternehmertum. Wollen Dropshipper und OA-Händler 2024 überleben, müssen sie erwachsen werden.

Was wird in 2024 richtig wichtig?

Kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen der letzten Jahre. Ich werde Euch so lange damit nerven, bis ihr mir glaubt: Hört auf über TikTok zu lachen. Nehmt das ernst. Diese Plattform ist ein mächtiges Werkzeug im Onlinehandel mit Strahlkraft auf andere Kanäle. TikTok hat eine riesige und vielfältige Nutzerbasis und bietet einzigartige Möglichkeiten, deine Zielgruppe zu erreichen. TikTok-Shopping wird nach den USA auch nach Europa kommen. Selbst die engagiertesten Datenschützer und Dauer-Bedenkenträger werden es nicht verhindern. Baue in deinem Unternehmen ein Kompetenz-Team für TikTok auf und informiere dich über die sich ständig ändernden Nutzerdemografien und -trends. TikTok wird nicht nur ein Umsatztreiber sein, sondern auch dazu beitragen, viele Marken authentisch und relevant zu halten.

Via TikTok sind wir schon bei einem meiner weiteren Lieblingsthemen: Influencer-Marketing. Im Grunde stehen wir da ernst am Anfang.

Das wird alles noch viel viel gewaltiger. Immer mehr Plattformen und Medieninhalte wie Instagram, YouTube und Magazine werden zunehmend werbefrei. Wenn Unternehmen ihre Reichweite nicht mehr durch traditionelle Werbung auf diesen Kanälen erzielen können, müssen sie sich auf verfügbare Kommunikationsmittel konzentrieren. Hier kommen Influencer ins Spiel. Eine gut durchdachte Influencer-Kampagne wird zukünftig mehr bewirken als traditionelle Werbung.

Zum Schluss: Vertraue auf dein Team, deine Fähigkeiten und deine Intuition. Das benötigte Wissen liegt oft bereits in deinem Unternehmen; du musst es nur nutzen. Lass dich nicht von den scheinbaren Erfolgen anderer blenden. Mach dein eigenes Ding und hol dir Hilfe von den richtigen Experten, wenn du sie benötigst. Meine Kontaktdaten sollten dir bekannt sein.

Für 2024 wünsche ich dir viel Erfolg!

Dein Andreas Frank

Foto des Autors

Über die Autor*innen

Andreas Frank

Andreas Frank ist ein Pionier der deutschen Digitalwirtschaft, hat seit 1992 mehrere Internetfirmen mit Erfolg gegründet und ist an acht Exits beteiligt. Er wohnt in Palma de Mallorca und führt seine auf digitale Geschäftsmodelle spezialisierte FrankVestor GmbH in Hamburg. Frank ist ausgebildeter Werbekaufmann und hat Marketing, Kommunikation und Wirtschaftsrecht studiert. Er ist als Berater, Investor und Redner tätig und engagiert sich seit vielen Jahren im Expertenrat des Händlerbundes.