Rage Bait und billige Reichweite: Darauf solltest Du im neuen Jahr 2025 bitte nicht reinfallen

Reichweite durch Rage-Bait

Im digitalen Marketing heißt es aktuell sehr häufig: Mehr Reichweite bedeutet mehr Erfolg. Klingt logisch, oder? Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn Reichweite alleine ist halt nur Reichweite. Mehr nicht.

Ein Trend, der sich in den letzten Monaten immer stärker zeigt, ist die sogenannte Rage Bait-Taktik. Was bisher vor allem in sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok zu finden war, hat nun leider auch die Business-Plattform LinkedIn erreicht.

Immer mehr Posts setzen gezielt auf Provokation, Polarisierung oder absurde Meinungsäußerungen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Und je kurioser die Inhalte, desto größer die Reichweite und desto größer der Gewinn – zumindest auf den ersten Blick.

Da wird angeblich ein Apple-Laptop in den Müll geworfen, weil der Mitarbeiter nur ein Terabyte Arbeitsspeicher bestellt hat und ein High-Performer damit natürlich nicht arbeiten kann. Ein anderer vermeintlicher Erfolgsmensch fabuliert davon, dass er aus seinem Mittelklasse-Mercedes AMG den billigen E10-Sprit wieder abzapfen lässt, weil er sich als Erfolgsmensch nur mit V-Power-Sprit adäquat fortbewegen kann. Storytelling aus der Gosse des Bahnhofsviertels; man kann es auch schlicht Lüge nennen.

Der AMG-Fahrer lässt sich von der johlenden Menge dafür feiern, dass sein Beitrag eine Reichweite von 1,2 Millionen erreicht hat. Doch was kam wirklich dabei heraus? Rund 500 Anfragen, aus denen sicher kaum mehr als 10 Aufträge mit echtem Geldfluss geworden sind. Streuverlust ohne Ende.

Was aber noch schlimmer ist: Der potentielle Umsatz, der durch diesen Rage Bait nicht realisiert wurde, weil der Inhalt die Kunden verschreckt hat, wird nicht einmal berücksichtigt. Diese „Erfolge“ sind nicht mehr als eine Mogelpackung.

Warum Rage Bait im Onlinehandel eine schlechte Idee ist

1. Dein Vertrauen geht flöten

Kunden wollen Substanz, besonders wenn sie Geld ausgeben. Klar, Rage Bait bringt dir vielleicht ein paar Klicks, aber die meisten Leute checken schnell, wenn nichts dahintersteckt. Das Ergebnis?

  • Deine Marke wirkt unseriös.
  • Potenzielle Kunden wenden sich ab.
  • Langfristige Beziehungen? Fehlanzeige.

Laut einer Studie von Edelman Trust Barometer sagen 81 % der Verbraucher, dass Vertrauen ein entscheidender Faktor für ihre Kaufentscheidung ist. Und provokative Inhalte? Die untergraben genau das.

2. Du verpasst echte Chancen

Rage Bait sieht billig aus, vor allem wenn KI die Arbeit übernimmt. Aber here’s the Deal: Deine Ressourcen – Zeit, Energie, Geld – sind begrenzt. Wenn du sie in diese Taktiken steckst, fehlen sie dir für die wirklich wichtigen Dinge, wie:

  • Inhalte, die wirklich Mehrwert bieten.
  • Verbesserungen an deinen Produkten.
  • den Aufbau starker Kundenbeziehungen.

Hier kommen die Opportunitätskosten ins Spiel – die versteckten Kosten der verpassten Alternativen. Opportunitätskosten sind nichts anderes als der entgangene Gewinn, der entsteht, weil potenzielle Kunden nicht kaufen, da sie durch den Rage Bait abgeschreckt wurden.

3. Dein Image leidet

Dein Ruf ist Gold wert. Rage Bait kann ihn zerstören. Marken, die mit reiner Provokation punkten wollen, landen schnell in der Schublade „oberflächlich“. Besonders, wenn du hochwertige Produkte oder Dienstleistungen anbietest, können solche Taktiken dein Business nachhaltig schädigen.

Eine Umfrage von Sprout Social zeigt: 55 % der Verbraucher meiden Marken, die kontroverse Inhalte teilen – selbst wenn sie die Marke vorher mochten.

4. Du verlierst deinen Fokus

Wenn du dich zu sehr auf schnelle Klicks und billige Reichweite konzentrierst, verlierst du leicht das Wesentliche aus den Augen. Plötzlich bestimmen Algorithmen und Trends, was du machst, und nicht deine eigene Vision. Das ist gefährlich, denn:

  • Dein Unternehmen wird beliebig.
  • Deine Marke verliert an Klarheit.
  • Du gibst die Kontrolle ab.

Eine Studie von Nielsen betont, dass kurzfristige Marketingmaßnahmen zwar sofortige Erfolge bringen können, jedoch oft vom langfristigen Wachstum ablenken. Laut der Analyse führt eine einseitige Konzentration auf kurzfristige Taktiken dazu, dass übergeordnete Unternehmensziele und strategische Ausrichtungen vernachlässigt werden, was langfristig erhebliche Kosten verursachen kann. Die einseitige Fokussierung kann dazu führen, dass Unternehmen ihre übergeordneten Ziele aus den Augen verlieren, was letztlich kostspielig sein kann.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass eine einseitige Konzentration auf kurzfristige Taktiken, wie beispielsweise Rage Baiting, den Fokus von nachhaltigen Unternehmenszielen ablenken und langfristig negative Auswirkungen auf die Markenwahrnehmung haben kann.

5. Lass dich nicht von MOEs blenden

Die sogenannten „Most Overrated Experts“ (MOEs) propagieren oft diese billigen Taktiken und verkaufen sie als neues Marketing-Paradigma. Doch diese Strategien sind kurzsichtig. MOEs ignorieren – oder wissen es mangels fachlicher Ausbildung schlicht nicht-, dass Marketing mehr ist, als Likes und Views. Es geht darum, Kunden zu gewinnen und langfristig zu halten – nicht um Ego-Boosts durch hohe Zahlen. Lass dich nicht von diesen Experten blenden, die die wahren Kosten und Konsequenzen ihrer Ansätze verschweigen.

Kluges Marketing ist mehr als Likes

Gutes Marketing braucht mehr als große Zahlen. Es geht um die unsichtbaren Werte: Vertrauen, Reputation, langfristige Beziehungen. Statt nur auf Reichweite zu setzen, sollten Onlinehändler auf Substanz bauen. Das bedeutet:

  • Ehrlich sein: Teile Inhalte, die deinen Kunden wirklich helfen.
  • Langfristig denken: Dein Ziel ist Markenaufbau, nicht der nächste virale Post.
  • Kunden verstehen: Empathie schlägt jede Statistik.

Fazit: Keine Gießkannen-Reichweite

Reichweite alleine ist nur Reichweite. Reichweite ist nur dann etwas wert, wenn sie zu nachhaltigen Ergebnissen führt. Mit Rage Bait magst du kurzfristig punkten, aber auf lange Sicht kann das dein Unternehmen mehr kosten, als es bringt.

Erfolgreiches Marketing hat immer mehr mit Empathie als mit Zahlen zu tun.

Für 2025 heißt es: Lass dich nicht blenden. Setz auf Substanz, Vertrauen und starke Beziehungen. So wird dein Business nicht nur sichtbar, sondern auch erfolgreich.

Ich wünsche Dir für das neue Jahr alles Gute,
Dein Andreas Frank


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Über die Autor*innen

Andreas Frank

Andreas Frank ist ein Pionier der deutschen Digitalwirtschaft, hat seit 1992 mehrere Internetfirmen mit Erfolg gegründet und ist an acht Exits beteiligt. Er wohnt in Palma de Mallorca und führt seine auf digitale Geschäftsmodelle spezialisierte FrankVestor GmbH in Hamburg. Frank ist ausgebildeter Werbekaufmann und hat Marketing, Kommunikation und Wirtschaftsrecht studiert. Er ist als Berater, Investor und Redner tätig und engagiert sich seit vielen Jahren im Expertenrat des Händlerbundes.